Dass ihr 93. Stiftungsfest am Wochenende ein Höhepunkt im gesellschaftlichen Dorfleben werden sollte, hatte die Kolpingfamilie Havixbeck eingeplant und mit der eindrucksvollen Jubilarehrung am Donnerstag auch bewiesen (wir berichteten). Dass es dann beim Königsschießen am Samstag aber schon fast sensationell weitergehen würde, das hatte wohl niemand geahnt. Denn das Königsschießen endete mit einem Triumph für die Damen: Claudia Thier errang mit dem 460. Schuss den Anspruch auf den Titel einer Königin. „Moment mal“, werden jetzt gut informierte Bürger fragen, „Claudia Thier, ist das nicht die Vorsitzende der Havixbecker Kolpingfamilie?“ Stimmt genau. Aber Königin Claudia Thier und die Vorsitzende Claudia Thier sind nicht ein und dieselbe Person, sondern Schwägerinnen. Und so ist nun die eine Claudia Thier Vorsitzende, und die andere Claudia Thier Königin. Dabei hatte sich die neue Majestät im Familienduell durchgesetzt. Neben Rudolf Hanning hielt am Ende nämlich nur noch Claudias Ehemann Franz-Josef Thier beim Vogelschießen voll drauf. Zwar unterlag er, am Ende war aber auch er ein Gewinner an der Seite der weiblichen Majestät – und das am Schießstand, in der Kutsche, bei der späteren Proklamation auf dem Dorfplatz wie auch beim abendlichen Königsball im Forum. Gesellenvater Adolph Kolping mag es gefreut haben. Schon beim Antreten am frühen Mittag ließ er den Platz von der Sonne voll ausleuchten. So lachten alle, als Hauptmann Alois Veelker Lukas Ahmann und Markus Pohlmann wegen „Missachtung seiner Person“ zu öffentlichen Liegestützen zwang. Was offenbar eine sehr gute Trainingsvorbereitung war, denn beim späteren Schießen holten die beiden die Trophäen von der Stange. Danach führte das Havixbecker Blasorchester unter Christian Topp die ganze Truppe einschließlich Vogelträger Jonas Osewold zum Schießplatz. Beim Halt am Ehrenmal, an dem ein Kranz niedergelegt wurde, mahnte der noch amtierende König Alex Weiper in eindrücklichen Worten, sich an all die Menschen zu erinnern, „die von uns gegangen sind“. An der Vogelstange wurde es wieder fröhlicher. Vor allem, da sich bald herausstellte, dass Vogelbauer Adolf Bosfeld wieder einmal einen „harten Geier“ gebastelt hatte. Das verschaffte den Gästen viel Zeit für fröhliche Plauderei und die Pflege der Freundschaften. Logisch, dass auch für deftige und süße Speisen sowie warme und kühle Getränke gesorgt war. Die genossen alle, bis Claudia Thier allen Spekulationen ein Ende – und sich selbst zur Königin machte.
Neue Bilder von Irene Lenter: