Havixbeck-Die Kolpingfamilie Havixbeck feiert in diesem Jahr ihr 90-jähriges Bestehen. „Das ist zwar kein großes rundes Jubiläum, aber wir haben uns dafür entschieden, doch etwas mehr zu unternehmen, als in den normalen Jahren“, berichtet Vorsitzender Berthold Lenter im Gespräch mit unserer Zeitung.
Die Originalfahne von 1922 hat die Kolpingfamilie Havixbeck gut verwahrt und auch schon restaurieren lassen. Foto: Klaus de Carné
Dazu wird es in diesem Jahr ein Kaiserschießen beim traditionellen Schützenfest geben, das immer am letzten Wochenende in den Sommerferien gefeiert wird.
Aus der Zeit von 1947 leben noch 39 Könige, die alle von der Kolpingfamilie zum Jubiläum eingeladen wurden. Nach dem Zweiten Weltkrieg fand 1947 das erste Schützenfest statt. „Luftgewehre oder andere Waffen waren noch verboten, um den Vogel von der Stange zu holen“, erklärt Berthold Lenter. Mit Steinen hätten sich die Kolpingbrüder beholfen, um den König zu ermitteln, der am Ende Erich Kalthoff hieß. Der heute 88-Jährige lebt wie sein Bruder Hermann in Münster. Beide haben zugesagt zum Fest zu kommen. Auch ihr Bruder Bernhard Kalthoff war lange in der Kolpingfamilie aktiv, er verstarb vor einigen Jahren in Havixbeck.
„Die Chronik der Kolpingfamilie Havixbeck ist leider nicht mehr komplett vorhanden“, bedauert Berthold Lenter. Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg sei komplett dokumentiert. Die Zeit davor ist lückenhaft. Wer eventuell noch Bücher oder Hinweise auf die Geschichte der Kolpingfamilie Havixbeck hat, der darf sich gerne beim Vorsitzenden oder anderen Vereinsmitgliedern melden. Lenter ist sehr daran interessiert aus den Jahren vor dem Krieg noch mehr zu erfahren.
„Und dennoch hat die Kolpingfamilie schon 1997 eine stattliche Festschrift zum 75-jährigen Bestehen zusammengestellt“, berichtet Schriftführer Rudolf Hanning. Darin sind die Anfänge der Kolpingfamilie aufgezeigt.
1921 fanden sich mehrere Havixbecker Handwerksgesellen zusammen, die zum Teil als Wandergesellen in der Fremde die guten Einrichtungen des Kolpingwerkes kennengelernt hatten, um in der Baumberge-Gemeinde einen katholischen Gesellenverein zu gründen. Der Hauptinitiator war der Schreinergeselle Anton Beltmann. Er wurde von Schuhmacher Wilhelm Eschhaus unterstützt, der sechs Jahre in der Schweiz als Geselle gearbeitet hatte. Gemeinsam mit dem damaligen Kaplan Johannes Jenster als Präses wurde so im Mai 1922 die Gründung des Gesellenvereins in die Wege geleitet. Damit war der Grundstein für die spätere Kolpingfamilie gelegt.
Kaplan Jenster hatte zuvor im Ruhrgebiet erfolgreich in der Arbeiterorganisation gewirkt. Unter seiner Leitung entfaltete sich der Verein in großen Schritten. Schon im Sommer 1923 wurde eine Vereinsfahne angeschafft. Infolge der herrschenden Inflation war dies nur unter schwersten Opfern der einzelnen Kolping-Mitglieder möglich. „Nach dem Weiheakt fand ein Festumzug im Ortskern statt. Unter der Beteiligung vieler auswärtiger Brudervereine war dies die Krönung“, heißt es in der Chronik. So etwas hatte Havixbeck noch nicht gesehen, und noch lange war das Ereignis in aller Munde, heißt es in der Chronik.
Heute zählen zur Kolpingfamilie Havixbeck 460 Mitglieder. Am 18. August (Samstag) findet das Schützenfest im Rahmen des Stiftungsfestes statt. In all den Jahren wurden drei Kaiser ermittelt.
Von Klaus de Carné